Hike der Rover von Igel nach Perl 2008
Vom 25.-28.07.2008 veranstaltete die Roverrunde einen Hike von Igel (D) über Wasserbillig (Lux) und Schengen (Lux) nach Perl (D).
Ziel des Hikes war zum einen, selber die Welt und seine eigenen Grenzen kennenzulernen, zum anderen einen persönlichen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Vor allem aus ersterem Grund gab unsere Stammesleitung uns als Roverprüfung den Auftrag, eigenständig ein Hike zu planen und durchzuführen. Weil viele von uns mit den Pfadfindern auch mal ins Ausland wollten, entschieden wir uns für Luxemburg.
Nach langem planen und viel hin und her, speziell bezüglich der Zeltwahl und der Verpflegung, machten wir uns am 25.7. auf nach Igel, dem letzten Bahnhof vor der deutsch-luxemburgischen Grenze. Dadurch konnten wir nicht nur Geld bei den Bahntickets sparen, sondern wir durften auch das erhebende Gefühl eines Grenzübertritts erfahren.
Dennoch machte sich schon in Wasserbillig, also nach knapp 4 von 59 Kilometern von Ernüchterung breit, weil wir das Gefühl hatten, niemals in 4 Tagen nach Perl zu kommen. Nach einer ausgiebigen Mittagspause schlurften wir weiter über Mertert nach Grevenmacher, wo wir auf einem Campingplatz die Zelte aufschlugen. Die erste Etappe war relativ kurz gewählt, aber wir waren trotzdem fix und fertig, als wir unsere Tütensuppe zu uns nahmen. Sehr zum leid einiger campierten wir in unmittelbarer Nähe einer Tankstelle an der Nationalstraße, während ein Feuerwerk und Musik bis in die Morgenstunden von irgendeinem Fest in der Umgebung zeugten.
Wir standen früh auf, nahmen ein karges Mahl zu uns und schleppten uns weiter auf unserem endlosen Weg Richtung Schengen / Perl. Nach so einer Stunde Fußmarsch durften wir einen der Momente erleben, die so einen Hike ausmachen: Neben uns hielt ein Motorboot und einer der Insassen fragte uns, ob wir mitfahren wollten. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass auch wirklich wir gemeint waren, schlug die Stimmung sofort um und wir rasten zusammen mit drei sehr sympathischen Luxemburgern die Strecke entlang, die wir ursprünglich wandern wollten. Als wir uns dann mit Handshake und Gruppenfoto von Ihnen verabschiedeten, waren wir im wahrsten Sinne des Wortes übers Ziel hinausgeschossen: Die wenigen Kilometer zu dem Camping, den wir erst am nächsten Tag erreichen wollten, kamen uns wie ein Kinderspiel vor. Damit war uns eine Nacht auf freiem Felde erspart und auch die endlose Qual schmerzender Rücken und Füße. Als wir gerade unsere obligatorische Suppe erwärmt hatten, fing es an zu regnen und wir quetschten uns alle in ein Iglu. Man konnte sich nicht bewegen und kaum atmen, wir hatten den absoluten Tiefpunkt erreicht. Zu allem Überfluss erwies sich auch noch eines der 3 Zelte als undicht.
Am nächsten Tag brachen nach Schengen auf, wo wir vom einem Venezuelaner gefragt wurden, ob denn jemand Spanisch spreche. Mit mehr Mimik und Gestik als Worten erzählte dieser uns dann, warum er mit dem Fahrrad von Lissabon (!) über London und Schengen in die Türkei unterwegs war: Er wollte mit den Leuten reden und deren Kultur und Gedanken kennenlernen. Hier sieht man den Sinn von Völkerverständigung: Dem Venezuelaner zufolge denken die Menschen in Südamerika, dass die Europäer Kommunisten sind. Außerdem halten sie Protestanten für Heiden. Nachdem wir ihm erklärt hatten, dass Protestanten auch Christen sind und es nur formelle Unterschiede gibt (Ausschmückung der Kirchen, Papst), zog er weiter Richtung Türkei, während wir uns auf nach Deutschland machten.
Da wir uns direkt neben Frankreich befanden, entschieden wir uns dafür, dort eine Wiese für unsere Zelte zu suchen. Doch der drohende Regen hielt uns davon ab, sodass wir bei einem Haus im zwischen dem Deutschland-Schild und der Grenze, also 100m von Frankreich entfernt, fragten und dort freundlicherweise unsere Zelte aufschlagen durften. Am späten Nachmittag zog ein Teil der Gruppe nach Apach (F), wo wir, wie auch sonst überall, als Touristenattraktion auftraten. Abend ließen wir es uns dann in einem für uns noblen Restaurant gut gehen. Wegen der Stühle und der Toiletten blieben wir extra lange da. Wir bauten das undichte Zelt erst gar nicht auf, weswegen wir uns jeweils zu dritt in die kleinen Iglus zwängen mussten. In der Nacht, begleitet vom mittlerweile dritten Gewitter, schwitzen wir wie Stiere in der Gewissheit, morgens nicht duschen zu können. Dennoch haben wir so viel gelacht, dass die Bewohner des Hauses uns am nächsten Morgen darauf aufmerksam gemacht haben.
Morgens packten wir so schnell es ging die nassen Zelte ein und eilten ohne zu frühstücken zum Bahnhof von Perl, weil ein jeder einfach nur noch nach Hause wollte. Wir fuhren mit den langsamsten Zügen die es gibt nach Neuwied, wo jeder so schnell wie möglich unter die Dusche gesprungen ist. Alles im Allem kann man sagen, dass wir unsere Ziele erreicht haben: Wir sind von Igel bis nach Perl gekommen und haben uns unsere Rover-Lilie wirklich hart erkämpft. Das nächste Hike, da sind wir uns einig, machen wir mit dem Fahrrad oder Kanu, aber auf jeden Fall ohne Gepäck auf dem Rücken.